Vermehren von Obstbäumen und -sträuchern

Will man Obstbäume vermehren, muss man wissen, dass die allermeisten Sorten keine Wildsorten sind, die durch ihre Samen die Eigenschaften der Sorte erhalten, sondern durch Kultivierung (menschliche Auswahl, Pflege und Züchtung). Das bedeutet das z.B. der Samen=die Kerne eines Apfels nach Aussaat und Hochziehen nicht wieder die gleiche Sorte ergeben, sondern eine neue Sorte (Mischung aus Vater- und Muttereigenschaften). Um eine bestimmte Sorte zu erhalten bedarf es der Veredelung. Die gewünschte Sorte wird auf einen Baum / eine Unterlage „darauf“ veredelt. Der kultivierte Obstbaum besteht im Grunde aus 2 Bäumen, der Baum Unterlage (Wurzel und mindestens Erdaustritt) und der Veredlung „obendrauf“. Bei alten Bäumen kann man den Unterschied nur selten erkennen, bei jungen Bäumen ist die Veredelungsstelle i.d.R. gut sichtbar.

Die Unterlage bestimmt die Wuchseigenschaften des Baumes, die Erschließung der Erde, die Tiefe der Wurzeln und die Lebenserwartung des Baumes. Eine Sämlingsunterlage ist wie der Name schon sagt über den Samen der Frucht entstanden (generative Vermehrung) und bildet die Grundlage für Hochstamm Bäume und oft für Halbstamm Bäume. Diese Unterlage bildet den kräftigsten Wuchs, größte Wurzeltiefe und höchste Lebenserwartung (Apfel bis 150 Jahre, Birne bis 300 Jahre). Die Sämlingsunterlage ist in der Lage tief ins Erdreich vorzudringen und daher weniger abhängig von der oberen Erdschicht, kann einen weniger guten Boden oder Trockenphasen viel besser ausgleichen als schwachwüchsige Unterlagen.

Schwachwüchsige Unterlagen (Bezeichnung Mxyz) werden vegetativ gewonnen (zB Absenker oder Anhäufelung zur Wurzelbildung) und haben andere Eigenschaften. Sie werden nicht so groß und nicht so alt, sind aber deutlich schneller in der Ertragsphase. Plantagen werden mit schwachwüchsigen Unterlagen bestückt.